24.01.2023

Jaana Caspary, "ebenda"

4. März 2023 bis 6. August 2023, Skulpturenpark Waldfrieden

Pressekontakt: Ruth Eising | +49.(0)228.25987582 | +49.(0)160.1564308 | r.eising@re-book.de

Unter dem Titel "ebenda" präsentiert die Wuppertaler Bildhauerin Jaana Caspary eine Einzelausstellung im Skulpturenpark Waldfrieden: Waldfrieden ist für Jaana Caspary seit vielen Jahren ein vertrauter Ort, den sie mit ihren Groß- und Kleinplastiken sowie mit Zeichnungen, die in Beziehung zu ihrem bildhauerischen Werk stehen, beschreibt und in Korrespondenz mit dem Naturraum des Skulpturenparks bringt.

Die Skulpturen von Jaana Caspary referieren auf die Reproduzierbarkeit von Objekten: indem sie aus dem alltäglichen Gebrauch überlieferte Formen wiederholen oder verdoppeln, vergegenwärtigen sie Riten des Konsums, doch bannen diese zugleich in mitunter hochwertigsten Materialien. In Bronze gegossen oder aus Marmor herausgearbeitet beschreiben Casparys Plastiken in ihrer Abstraktion ästhetische Eigenwelten, die zu einer autonomen Bezugnahme zwischen sich und der uns umgebenden Umwelt herausfordern. Denn die Künstlerin generiert in ihren Kompositionen Körper, denen oftmals Organisches innewohnt, ja die die Diskrepanzen zwischen Verbrauch und Wertschätzung in einer surrealen Formenwelt auflösen und zugleich zum Gegenstand ihrer Betrachtung machen.

Unter dem Titel ebenda präsentiert die Künstlerin ihre Einzelausstellung im Skulpturenpark Waldfrieden: es ist für die 1988 in Wuppertal geborene Jaana Caspary seit vielen Jahren ein vertrauter Ort, den sie mit ihren Groß- und Kleinplastiken sowie mit Zeichnungen, die in Beziehung zu ihrem bildhauerischen Werk stehen, beschreibt und in Korrespondenz mit dem Naturraum des Skulpturenparks bringt.

Kissen, Matratzen, aufblasbare Objekte wie Planschbecken: Jaana Caspary repliziert industriell hergestellte Formen, die zu Massenware geworden sind, setzt diese unter anderem als Abgüsse in Gips wie mit dem Wandrelief Oktogon (2021) oder in Bronze wie mit der Großplastik Double-Box (2023) um. Dabei unterzieht Caspary die als Vorbild herangezogenen Objekte einer materialen Dekonstruktion, verlangt der Form durch ihre Reproduktion (auch quantitativer Natur) und Neuzusammenstellung mehr Autonomie ab, die sie ihr in ihrem ästhetischen Erscheinen aus sich selbst heraus und mit ihrer künstlerischen Setzung quasi als Replik eines Readymades zuspricht.

Die Abformungen und Güsse ihrer Kleinplastiken entstehen auf ähnliche Weise. Seit 2018 bereits arbeitet Caspary an der Reihe ELEMENTE, bei der sie aus zuvor seriell produzierten Objekten amorphe, nahezu architektonische (Zier-)Gebilde erzeugt, die zwischen Gefundenem und Erfundenem changieren. Die im Wintergarten der Villa Waldfrieden ausgestellten, in Acrystal gegossenen Kleinplastiken knüpfen hieran an, gehen in ihrer Platzierung inmitten des verglasten Raumes in Resonanz mit der umliegenden Parklandschaft mit ihrem abwechslungsreichen Baumbestand und den darin permanent installierten Skulpturen. Sich wiederholende, ineinander liegende Halbschalen oder Flächen, die sich aneinander geknüpft zu einem Korpus zusammenschließen: Im Bezug zur gewachsenen Landschaftsarchitektur des Skulpturenparks offenbaren diese fantastischen Gebilde einmal mehr ihre strukturelle Analogie zu organischen Formen, die ihnen über ihre subtile Referenz auf industrielle Massenprodukte hinaus als skulpturale Assemblagen zukommt.

Auch die in der unteren Ausstellungshalle gezeigte großformatige Bronze Swirl (2023) ist in diesem Entstehungszusammenhang zu sehen, erzeugt aber durch ihre Materialität, Textur und grüne Leuchtkraft eine umso größere Entrückung von einem Vokabular, das sich in die Konsumkultur eingeschrieben hat. Im Zusammenspiel mit den beiden Großplastiken Rondablikk (2023) in weißem Opal und der wie aus Molekülen gebildeten Bodenskulptur Bubbles (2022), die Caspary in dem glänzend schwarzen und mit leichter weißer Maserung versehenen Marmor Nero Marquina gefertigt hat, entsteht hier ein ganz eigener Kosmos des Begehrens. Denn Jaana Caspary repliziert und invertiert nicht nur Formen, sondern kultiviert ausgehend von mitunter grotesk Wirkendem eine feinsinnige Sprache bildplastischer Ästhetik. Dabei fließt die Betrachtung von Natur wie auch von Räumen, die sich in Naturgegenständen gebildet haben oder die als geologische und architektonische Raumstrukturen gewachsen sind, immer auch in Casparys Werke ein – nicht zuletzt durch die von ihr verwendeten Steine. Die Bronze upside-down (2022) ist als Außenraumskulptur mitten im Park ausgestellt und wird dort als Teil der Skulpturensammlung verbleiben.

Erstmals zeigt die Künstlerin in Ergänzung zu ihrem bildhauerischen Werk ihre neu entstandenen Zeichnungen: ineinander verwobene Schnüre, in groben Maschen geflochtene Seile oder als Blasen kumulierte Gewebe, die Jaana Caspary durch in sich kreisende Bewegungen hervorgebracht hat und die dadurch ihrerseits dreidimensional plastisch wirken, nahezu auf dem Blatt schweben. Entlang der Konturen ihrer Zeichnungen und Objekte entwickeln sich Panoramen, die als eigenständiger Körper zwischen Entdeckung, Freistellung und Hervorbringung zu wirken beginnen.

Text: Christina Irrgang

Jaana Caspary (*1988 in Wuppertal) studierte von 2007 bis 2014 an der Kunstakademie Düsseldorf. Als Meisterschülerin von Prof. Didier Vermeiren schloss sie ihr Studium mit dem Akademiebrief ab. Im selben Jahr erhielt sie den Kunstförderpreis "Junge Positionen NRW". 2016 folgten das "Van-Rinsum Stipendium" des VdDK, Düsseldorf, und das Stipendium der "Cité Internationale des Arts Paris". Von 2005 bis 2016 arbeitete sie als Assistentin im Atelier von Tony Cragg. Zusammen mit der Galerie Grölle Pass Projects gründete sie 2016 den Ausstellungs- und Projektraum „Raum2 INTERVENTIONS“. Seit 2018 ist sie künstlerische Leiterin des „Skulpturenprojekt Hardt“.