18.04.2023

Sturz in die Sonne

100 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung erscheint bei Limmat Charles Ferdinand Ramuz' großer Roman.

Pressekontakt: Ruth Eising | +49.(0)228.25987582 | +49.(0)160.1564308 | r.eising@re-book.de

Nach einem Hitzesommer im Jahr 1921 hat C. F. Ramuz die Klimakatastrophe im Zeitraffer durchgespielt: Wie verhalten sich die Menschen, wenn die Temperatur auf der Erde unaufhaltsam steigt, die Gletscher schmelzen, die Flüsse austrocknen. Mit allem menschlichen Leben wird auch die Romanform brüchig, dem Unvorstellbaren begegnet er nicht mit einer kausalen Erzählung, sondern einer Folge von Bildern und brüchiger Erzählinstanz.

Am Anfang steht eine wissenschaftliche Entdeckung: Wegen eines Unfalls im Gravitationssystem stürzt die Erde in die Son­ne zurück. "Es wird immer heisser werden, und schnell wird alles sterben", schreibt C. F. Ramuz lakonisch dazu.

Die Menschen am Ufer des Genfersees wollen das erst nicht glauben und erfreuen sich am schönen Wetter. Aber dann wird klar, dass es vor der Hitze kein Entkommen gibt, die Freude schlägt um in Angst, als die Bäume verdorren, die Gletscher schmelzen und die soziale Ordnung zu zerfallen beginnt.

1922, als der Roman erstmals erschien, wusste C. F. Ramuz noch nichts von der Bedrohung der globalen Erwärmung, der wir heute gegenüberstehen. Doch das düstere Bild, das er in diesem visionären Text in seiner einzigartig verdichteten Sprache zeichnet, liest sich wie eine Prophezeiung.

"Eine echte Trouvaille, das beste Beispiel für die Kraft der Literatur: Mit Sprache und Imagination schafft Ramuz eine eigene Welt und leuchtet ins Wesen der Menschen hinein." (Claudia Mäder, Neue Zürcher Zeitung)

Erscheinungstermin: 10. Mai. Bestellen Sie gerne die Fahnen, ein Rezensionsexemplar (r.eising@re-book.de), oder lesen Sie über die Rezensionsplattform netgalley.de.

Bibliographische Angaben
Charles Ferdinand Ramuz
Sturz in die Sonne
Roman
Übersetzt von Steven Wyss / Mit einem Nachwort von Steven Wyss
200 Seiten, Leinen bedruckt, Titel der Originalausgabe: "Présence de la mort", Éditions Georg, Genève 1922. Romans – II, Gallimard, Bibliothèque de la Pléiade, Paris 2005.
ca. SFr. 30.–, 26.– €
ISBN 978-3-03926-055-3


Biografie


"Ich bin 1878 zur Welt gekommen, aber sagen Sie es nicht. Ich bin als Schweizer zur Welt gekommen, aber sagen Sie es nicht. Sagen Sie, dass ich im Pays-de-Vaud zur Welt gekommen bin, einem alten savoyischen Land – das heisst dem Languedoc, dem französischen Sprachraum zugehörig –, und an den Ufern der Rhone, unweit ihrer Quelle. Ich habe Altphilologie studiert; sagen sie es nicht. Sagen Sie, dass ich bestrebt war, kein Altphilologe zu sein, was ich im Grunde nicht bin, sondern ein Enkel von Winzern und Bauern, und es war mein Wunsch, ihnen Ausdruck zu geben. Doch ausdrücken heisst erweitern. Mein tiefstes Bedürfnis ist es, zu erweitern ... Ich bin ganz jung nach Paris gekommen; in Paris und wegen Paris habe ich mich kennen gelernt. Während zwölf Jahren habe ich jedes Jahr wenigstens einige Monate in Paris verbracht; und die Reisen von Paris heim und von daheim nach Paris sind meine einzigen Reisen geblieben! (Ausser jener, die ich aus Religion unternommen habe, der Rhone nach bis ans Meer, mein Meer.)"

Ramuz war mit Mitteilungen über seine Person äusserst sparsam. In seinem Tagebuch, das er vor der Veröffentlichung überarbeitete, findet man nur wenige Hinweise auf sein Privatleben. Sein umfangreicher Briefwechsel gibt nur Aufschluss über seine literarischen Projekte und über das kulturelle Leben der damaligen Westschweiz.

Ramuz wurde am 24. September 1878 in Lausanne geboren; sein Vater hatte ein Kolonialwarengeschäft und war später Weinhändler. Nach dem Collège classique besuchte Ramuz das Gymnasium und liess sich 1896 in der philosophischen Fakultät einschreiben. Ein Aufenthalt in Karlsruhe hinterliess wenig Erinnerungen, dafür den Entschluss, Dichter zu werden. Nicht ohne Schwierigkeiten erhielt er vom Vater die Erlaubnis, seine Studien in Paris fortzusetzen, um eine Doktorarbeit über den Dichter Maurice de Guérin zu schreiben. Daraus wurde nichts, dafür fand er sich in Paris als Dichter. Mehr als zehn Jahre verbrachte er – mit längeren Unterbrüchen – in Paris. Dort lernte er auch seine Frau kennen, die Malerin Cécile Cellier. Im Krieg lernte er Igor Strawinsky kennen; aus ihrer Zusammenarbeit entstand die "Histoire du Soldat".

Von 1926 an veröffentlichte der Pariser Verlag Grasset seine Werke. 1936 erhielt er den Grossen Preis der Schweizer Schillerstiftung. Ramuz starb am 23. Mai 1947 in Pully bei Lausanne.